Sieben Jahrhunderte Walbeck
Auf dieser Tafel wird der Versuch unternommen, die folgenden Jahrhunderte (14. – 20. Jahrhundert) Walbecker Geschichte in einem Überblick darzustellen. Die abwärtsführende Treppe soll Symbol für den stetigen Niedergang des einst so blühenden Stiftes bis zu seiner Auflösung durch König Jerome von Westfalen (zur Zeit der Napolionischen Fremdherrschaft) am 1.12.1810 sein.
Der Zerfall des stolzen Bauwerkes der Stiftskirche vollzieht sich in enger Beziehung zum Niedergang des Stiftes. Der ablegene Standort, abseits städtischer Zentren, deren aufstrebende Bürgerschaft über die notwendigen Mittel zum Erhalt eines solchen Bauwerkes verfügt hätte, wird ein weiterer Grund für den Weg zur Ruine gewesen sein. Vielleicht wäre die Stiftskirche noch heute erhalten, wenn sie auch die Walbecker Dorfkirche geblieben wäre. Die auf Betreiben der Stiftsherren im 14. Jahrhundert erstmals errichtete Dorfkirche St. Michael könnte so gewissermaßen ein erster Schritt zum Niedergang ihres eigenen Gotteshauses gewesen sein. Das Dorf Walbeck entstand und entwickelte sich mit der Errichtung der gräflichen Burg und der Gründung des Stiftes. Fast ein Jahrtausend war deshalb die Geschichte des Ortes stark durch die Interessen des Grafengeschlechtes und des Stiftes bedingt. Das Stift lebte – auch – vom Dorf Walbeck. Erst im 18. Jahrhundert löste sich das Dorf deutlich von der Abhängigkeit der Herren des Hagens.
“Walbeck wird in der ältesten Geschichte erstmalig urkundlich erwähnt, als am 7. September 930 in der Schlacht bei Lenzen an der Elbe der Graf Lothar I. von Walbeck fiel. Er oder auch seine Vorfahren, Abkömmlinge eines der vornehmsten sächsischen Geschlechter, hatten auf einem Berge östlich der Aller eine befestigte Burg, ein Schloß gebaut (1930 ist man bei dem Bau des Aussichtspunktes in der Nähe der Domruine auf die Grundmauern der ehemaligen Burg gestoßen). Am Fuße dieses Berges, später Domberg genannt, siedelten sich die Häuser des Dorfes Walbeck an. Es werden in der Hauptsache die Wohnungen für die Vasallen, Diener und Knechte des Grafen gewesen sein, denen sich nach und nach die Handwerker hinzugesellten. In den damaligen unruhigen Zeiten war es besonders notwendig, daß der ganze Troß des Ritters, soweit er nicht in der Burg selbst untergebracht werden konnte, in deren allernächster Nähe wohnte, um bei Gefahr jederzeit im Schloß Zuflucht suchen zu können.”
( Tausend Jahre Walbecker Heimat S. 17/18)
929 oder 930 – seit wann gibt es Walbeck ?
Unser Heimatort ist viel älter!
Funde im Haldensleber Kreismuseum belegen, daß das obere Allertal bereits vor 5000 Jahren besiedelt war.
Wegen der geschützten Lage zwischen Hagen und Lappwald dürfte Walbeck zu den frühesten Ansiedlungen dieses Gebietes gehört haben. Da aber das urkundliche Alter eines Gemeinwesens durch seine erste nachweisbare schriftliche Nennung bedingt ist, hat Walbeck kurioserweise gleich zwei „Geburtsjahre“.
Beide Jahreszahlen beziehen sich jedoch auf das gleiche historische Ereignis.
Die Schlacht bei Lenzen an der Elbe
In dieser Schlacht fielen zwei Urgroßväter des bedeutendsten Chronisten des frühen deutschen Mittelalters, Thietmar von Merseburg. Einer der beiden war Liuthar (Lothar) von Walbeck. Thietmar und zahlreiche andere Quellen datieren für die Schlacht bei Lenzen das Jahr 929.
Die Stadt Lenzen beging ihre 1000-Jahrfeier ebenfalls Anfang September des Jahres 1929 und bezog sich auch in den folgenden Jubiläen (1954, 1979) auf das Jahr 929.
Die „Walbeckische Chronike“ des Helmstedter Geschichtsprofessors Heinrich Meibom „des ältern“ gibt für die Schlacht bei Lenzen aus uns nicht bekannten Gründen abweichend von allen anderen Schriften den 7. September 930 an.
Warum sich die Walbecker nun gerade auf diese Quelle festlegten und ihre 1000-Jahrfeier im Jahre 1930 begingen, ist uns ebenfalls nicht bekannt. Un-wahrscheinlich ist, daß damals nur die Meibomsche Chronik zur Verfügung gestanden hat. Vermutlich gaben personelle, praktische und terminliche Gründe in der Vorbereitung dieses Jubiläums den Ausschlag, denn der damalige sehr rührige Walbecker Bürgermeister Karl Grimm, dem Walbeck in besonderm Maße seine würdige 1000-Jahrfeier verdankt, wurde erst im De-zember 1929 in sein Amt gewählt.
Auch bei den folgenden Jubiläen (1955, 1980) verzichteten nun die Walbecker darauf, ihren Ort um ein historisch sicher belegtes Jahr älter werden zu lassen.