Die Errichtung der Westturmfront
“In dieser Zeit (um 1100, D. Hahne) ist wieder im Westen des Schiffes gebaut worden. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts -vielleicht auch schon früher- entstand nach teilweisem Abbruch der westlichen Erweiterung eine die ganze Breite des Schiffes einnehmende Westturm- Front. Sie trägt den Charakter der schweren altmärkischen Quertürme, und sie ist ihrem Aufbau nach in das Verteidigungssystem der Burg einzubeziehen. Der Kirchturm wurde ein neuer Bergfrit der Burg, eine Zuflucht der Canonicer im Falle der Gefahr. Der verbleibende östliche Teil der alten Erweiterung wurde dagegen mit dem Schiff in unmittelbare Verbindung gebracht.”
( Hans Feldtkeller S. 12 )
Der wehrhafte Breitturm wurde soweit nach Westen gelegt, wie es der Steilhang zuließ. Trotzdem mußte ihm ein Teil des Erweiterungsbaus aus dem 11. Jahrhundert geopfert werden. Die dabei vollzogenen Veränderungen in der Struktur des Kirchenbaus sind auf dieser Tafel dargestellt.
Für die Walbecker Burg, die auf der sehr unruhigen Grenze zwischen den Einflußgebieten Magdeburgs, Braunschweigs und Halberstadts lag, war die Errichtung der Westturmfront ein beträchtlicher Sicherheitsge-winn. Ihre stark befestigte Lage an strategisch günstiger Stelle war aber auch für jede der drei Partein ein Anreiz, sie zu besitzen, zumal sie nach dem Tode des Grafen Sigfrid nach 1087 (vgl. Tafel 3, Stammbaum) von den Walbecker Grafen als Wohnsitz aufgegeben wurde. Sigfrids Nach-folger Adalbert residierte seit 1087 auf der väterlichen Burg Sommmerschenburg. Die Interessengegensätze und Konflikte zwischen den drei Partein trieben so die Walbecker Burg in bewegte Zeiten, die auch dem Stift Unruhe und Leiden gebracht haben.
Sie besiegeln schließlich auch das kurzlebige Schicksal der kaum einhundert Jahre alt gewordenen Westturmfront.